"6 Kinder und eine Ehefrau hinterlassen.... Räudiger, feiger Hund!"
"Feigling!"
"Für die meisten von uns ist die Welt auch schlimm ... aber wir bringen uns nicht um."
Die Reaktionen auf den Suizid von Chester Bennington zeigen, wie viel Unwissen es über die Krankheit Depression bis heute gibt. Das muss sich ändern.
KRANKHEIT DEPRESSION
Keine Frage des Zusammenreißens
Leidest du selbst unter Depressionen? Kreisen deine Gedanken? Denkst du an Suizid? Dann such dir bitte Hilfe - du bist nicht allein. Unten findest du Hilfsangebote, an die du dich wenden kannst.
Es war ein Schock für viele Menschen, zu hören, dass der Sänger von Linkin Park, Chester Bennington, sich getötet hat. Er starb am Geburtstag seines Freundes Chris Cornell, Sänger von Soundgarden, der erst im Mai Suizid begangen hatte. Beide hatten lange mit Suchterkrankungen und Depressionen gekämpft.
Ebenfalls schockierend ist es zu lesen, auf welche Weise Depressionen und Suizid immer noch verhandelt werden:
In vielen Reaktionen auf solche Tode kommt ein tiefes Unverständnis für eine Krankheit zutage, die doch so weit verbreitet ist.
Es wird ein bisschen besser, langsam. Viele Medien haben inzwischen einen etwas feinfühligeren Umgang mit Suizid. Aber auch unter den Meldungen geht die Hölle ab. Onlinekommentare zu Menschen, die sich getötet haben, sind bisweilen so scheußlich, dass sie sich nicht allein dadurch rechtfertigen lassen, dass Onlinekommentare per se zumeist keine Perlen sind.
Oft heißt es, Suizid sei eine egoistische Tat.
Brian Welch, der Gitarrist von Korn, schrieb über Benningtons Tod, er sei zwar sein Freund gewesen, aber es sei eine feige Art, aus dem Leben zu gehen.
Aber: Depression ist eine Krankheit, keine Entscheidung.
Es scheint all diesen Kommentatoren immer noch nicht klar zu sein.
Die aus Depression entstehenden Handlungen sind keine Dummheiten oder Feigheiten:
Die Betroffenen glauben, der Suizid sei ihr letzter Ausweg.
Egoistisch ist es nicht, denn man selbst hat nichts davon: Man ist hinterher tot, es gibt kein Ego mehr. Es ist dabei übrigens wichtig, darauf hinzuweisen, dass der Glaube, es gäbe keinen Ausweg, ein krankheitsbedingter Irrtum ist:
Es gibt Hilfe:
Es ist eine perverse Anmaßung, über den Tod eines Menschen zu urteilen und pietätlos den Toten und deren Angehörigen gegenüber. Und: Solche Kommentare können verheerend sein für alle, die das mitlesen und die entweder selbst an Depressionen leiden oder mal leiden könnten oder jemanden kennen, der davon betroffen ist oder mal betroffen sein könnte - also ungefähr alle.
Es macht keinen Sinn zu fragen, welchen Grund jemand hatte, sich umzubringen, wenn er oder sie schwere Depressionen hatte. Die Depression hat diesen Menschen dazu gebracht.
Man kann Depressionen kriegen, wenn man ansonsten gesund ist, von Freunden und Familie umgeben und reich und schön obendrauf.
Es gibt Medikamente und Therapien, aber nicht alles hilft bei allen und manche haben nicht die Kraft überhaupt damit anzufangen und landen dann in einem Teufelskreis aus Krankheit und Scham.
Ihnen gilt es so gut wie möglich zu helfen, diese Krankheit aufzubringen.
Sie brauchen Halt von außen und keine Anschuldigungen, sich - womöglich seit Jahrzehnten - einfach nicht genug anzustrengen.
Aber viele Fans von Linkin Park haben zum Glück offenbar verstanden, was das alles heißt: Viele wollen das Geld für die Tickets nicht zurück, sondern spenden es an Initiativen für Suizidprävention.
Das ist eine schöne Reaktion auf die traurige Nachricht.
Hier findest du Hilfe
Wenn deine Gedanken kreisen und du daran denkst, dich selbst zu verletzen oder dir das Leben zu nehmen, versuch mit anderen Menschen darüber zu sprechen. Das können Freunde oder Verwandte sein, müssen es aber nicht.
Es kann schwierig sein, mit Menschen zu sprechen, die dir nahe stehen.
Es gibt eine Vielzahl von Hilfsangeboten, bei denen du - auch anonym - mit anderen Menschen über deine Gedanken sprechen kannst. Das geht telefonisch, im Chat, per Mail oder persönlich.
Hier sind die wichtigsten:
Telefonseelsorge
Die Telefonseelsorge ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr erreichbar. Die Telefonnummern sind 0 800 / 111 0 111 und 0 800 / 111 0 222. Der Anruf kostet nichts und er taucht nicht auf der Telefonrechnung auf, ebenso nicht im Einzelverbindungsnachweis. Auf der Webseite bietet die Telefonseelsorge auch einen Hilfe-Chat.
Nummer gegen Kummer
Für Kinder und Jugendliche gibt es außerdem auch die Nummer gegen Kummer: 116111
Die ist allerdings nur montags bis samstags von 14 bis 20 Uhr erreichbar. Eine Email-Beratung gibt es auf der Webseite auch.
Muslimisches Seelsorgetelefon
Das muslimische Seelsorgetelefon ist rund um die Uhr unter der Telefonnummer 030 / 44 35 09 821 erreichbar.
Hilfe im persönlichen Gespräch
Du kannst dir auch Hilfe bei Menschen, denen du vertraust, suchen: Lehrer, Pfarrer, Ärzte, Psychologen.
Beratungsstellen
Bundesweit gibt es eine Vielzahl von Beratungsstellen für Menschen mit Suizidgedanken. Eine Übersicht findest du im Netz auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention. Die findest du über Google.